Stolpersteine für Familie Fischer

Am frühen Samstagvormittag des 23. Novembers fand in Neuhofen die erste Verlegung von Stolpersteinen durch Herrn Gunter Demnig statt. Diese Gedenksteine, die vor den ehemaligen Wohnhäusern von Opfern des Nationalsozialismus verlegt werden, dienen als Zeichen des Erinnerns und der Mahnung.

Anette Winter, die Initiatorin der Aktion, möchte Orte des Gedenkens schaffen und die Geschichte aus den Büchern auf die Straße bringen. Die Stolpersteinverlegung ist nicht nur ein Gedenken an die Geschichte, sondern eine Erinnerung an eine grausame Zeit, in der die Demokratie mit Füßen getreten wurde. Die Steine sollen uns wachsam halten, dass sich so etwas nicht wiederholt.

NIE WIEDER IST JETZT!

Herr Demnig bei der Verlegung der Stolpersteine
Die Geschichte der Familie Fischer

1933 lebten in Neuhofen fünf jüdische Familien, die in der NS-Zeit unterschiedliche, oftmals tragische Schicksale erlitten. Eine dieser Familien war die Familie Fischer aus der Prinz-Luitpold-Straße (heute Mozartstraße). Ihr Schicksal steht exemplarisch für das Leid vieler jüdischer Bürger*innen in dieser Zeit.

Es war der frühe Morgen des 22. Oktober 1940, der letzte Tag des jüdischen Laubblütenfestes: In Baden, in der Pfalz und im Saarland beginnt die Gestapo mit der Deportation von 6.504 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern. Sie werden aus ihren Wohnungen und Häusern geholt. Unter ihnen sind Alte, Schwerkranke und mehr als 560 Kinder. Auch Familie Fischer aus der Prinz-Luidpold-Straße (heute Mozartstraße) mit den beiden Kindern Anni (12 Jahre) und Erich (9Jahre). Mit neun Eisenbahnzügen werden sie ohne Verpflegung und Wasser ins Lager Gurs in Südfrankreich gebracht. Ein Koffer mit ein paar Habseligkeiten ist das Einzige, was sie aus ihrem bisherigen Leben mitnehmen durften. Für viele Deportierte ist es die letzte Station vor Auschwitz – auch für Amanda und Julius Fischer.

Meta Fischer, ihre Tochter Martha sowie die Enkelkinder Erich und Anni, verdeckt möglicherweise Mina Lippschütz, geb. Fischer, am 22. Oktober 1940 im Schulhof der Ludwigshafener Maxschule, dem Sammelpunkt für die Deportation aus der Vorderpfalz nach Gurs.
Bildrechteinhaber: MARCHIVUM, Bildsammlung
Dramatische Rettung der Kinder

Dank des mutigen Einsatzes von Retterinnen und Rettern konnten jedoch mehr als 417 Kinder, oft in letzter Minute, vor dem sicheren Tod bewahrt werden. Eltern wie Amanda und Julius Fischer erteilten schriftlich ihre Zustimmung, um ihren Kindern die Flucht zu ermöglichen. Zeitzeugen berichteten von den katastrophalen Zuständen in den Lagern und den dramatischen Rettungsaktionen, unter anderem durch das Schweizer Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen.

Auch Anni und Erich Fischer wurden gerettet. Die Tochter, Anni Fischer wurde im März 1942 in ein Kinderheim der Rotschild-Stiftung in Chateu-de-Convet gebracht und 1944 nach Spanien geschleust. Von dort kam sie am 23.10.1944 auf das Schiff Guine und ging am 5.11.1944 in Palästina an Land. In dieser Zeit war sie von ihrem Bruder getrennt, denn dieser kam im März in das Kinderheim Montintin und danach auf dem gleichen Weg wie seine Schwester nach Palästina.

Die Verlegung der vier Stolpersteine vor ihrem ehemaligen Wohnhaus symbolisiert heute die Rückkehr der Familie Fischer an diesen Ort. Auch wenn sie nur symbolisch vereint ist, erinnert die Aktion an ihr Schicksal und bewahrt die Erinnerung an eine dunkle Zeit lebendig.

Die Stolpersteine mahnen uns, die Vergangenheit niemals zu vergessen, und sie geben den Opfern der NS-Zeit ihre Namen und ihre Würde zurück.

Seit 1978 gibt es wieder Kontakt zu Anni Berl, geb. Fischer, die heute in Haifa lebt. Diese führte zu einem bewegenden Austausch und gegenseitigen Besuchen, die die Verbindung zu ihrer einstigen Heimat trotz allem wiederaufleben ließen.

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